FlussClan-Lager

Ich roch Borkenstern, bevor ich ihn ins Lager kommen sah. Jetzt würde er nie wieder der gleiche Kater sein wie vorher. Jetzt hatte er seine neu Leben erhalten und seinen neuen namen. Kein Krieger war eher mehr und kein zweiter Anführer. Kein Borkenfrost, sondern ein Anführer, dem alles dran liegen würde, seinen Clan zu schützen. Und ich wusste, er würde ein guter Anführer sein. Vielleicht war er als Goldsterns Stellvertreter oft sehr kratzbürstig gewesen, zumindest zu den Clankatzen die nicht zu seiner Familie gehörten, aber Goldstern hatte sich stets auf ihn verlassen können und alle anderen Clankatzen auch. Möge der SternenClan ihn leiten!, dachte ich und zweifelte keine Sekunde daran. Wenn es jetzt einen neuen Anführer hatte geben müssen, dann gab es niemand besseren als Borkenstern und mit Steinfell hatte er sicher eine erstklassige Wahl getroffen.
Da der Mond nun schon sehr hoch am Himmel stand und die Sonne vollständig verschwunden war, wartete ich nur noch kurz ab, ob mein neuer Anführer oder sein Stellvertreter mir noch einen befehl geben würden, bevor ich in den Bau gehen konnte. Ich war unendlich müde, erst die Morgenpatrouille, dann das Jagen und schließlich die Abendpatrouille... Doch es sah nicht so aus. Steinfell konnte ichim Lager nicht entdecken und Borkenstern selbst schien in ein Gespräch mit seiner Schwester Hibiskusblüte vertieft zu sein. Einen Moment fragte ich mich, worüber sie wohl redeten. dann versetzte ich mich in Borkensterns Lage und überlegte, wie ich mich jetzt fühlen würde, gerade frisch zum Anführer ernannt. Sicherlich leicht verunsichert. Nicht sicher, was ich tun sollte.

Natürlich. Borkenstern konnte die Entscheidung von Hibiskusblüte vollkommen verstehen. Schließlich hatte Streifennacht sie vergewaltigt. Er seufzte und schüttelte seinen Kopf, "Ich verstehe deine Entscheidung, Hibiskusblüte. Ich wollte nur, das du es weißt. Nun, schlaf schön. Morgen ist ein großer Tag für deine Jungen." Er zwinkerte lieblich und presste die Nase an ihre Stirn. Er wandte sich ab und lief zum Anführerbau. Ab heute würde er alleine schlafen müssen. Nun, nicht das es ihn stören würde. Schließlich war er es gewohnt. Er seufzte wehleidig und ließ sich in sein Nest fallen, "Nacht... Funkenflug." Hauchte er und schloss seine Augen.

Langsam wurde es wirklich spät und auch wenn es nicht wollte, wurde ich müde. Ich schaute nocheinmal sehnsüchtig zum Mond hinauf. Warum konnten wir nicht nachts jagen und alles tun und tagsüber schlafen? Aber vielleicht war es auch besser, wenn er über meinen Schlaf wachte?
Unwillig verkroch ich mich im Schülerbau und suchte meinen Platz neben Quaa. Es dauerte nicht lange, bis der Schlaf mich willkommen hieß.

Blinzelnd sah ich Borkenstern nach und blickte etwas entgeistert drein. Waren meine Töchter wirklich schon so weit, zu Schülern ernannt zu werden? Kritisch sah ich zu den drei Fellknäueln, schüttelte dann den Kopf und wandte mich ab. Wenn er glaubte, dass sie alt genug waren, würde ich ihm nicht reinreden. Langsam ging ich zur Kinderstube und ließ mich in meinem Nest bei meinen Jungen nieder. Schon bald übermannte mich der Schlaf.

Ich schaute in den Himmel. Inzwischen, war es schon Nacht. Zu spät für eine Patroullie. Ich nickte Borkenstern und Hibiskusblüte aus der Entfernung zu und verschwand leise im Kriegerbau. Dann balancierte ich, wie gewohnt zwischen den schlafenden Katzen hindurch, da mein Platz, ganz hinten im Bau war. Ich lauschte dem regelmäßigen Atmen und beobachtete wie die Flanken sich hoben und senkten. Dann legte mich auf meinen Platz und schloss die Augen.Plötzlich wurde mir bewusst, dass kein warmer, brauner Körper neben mir lag. Ich schlug die Augen auf , konnte ihn aber nicht entdecken. Er wird schon noch kommen, dachte ich und sank ins Moos zurüch. Die sanfte Dunkelheit empfing mich und lullte mich ein, bis mein Atem genauso regelmäßig war, wie der der anderen.

OUT : langweilig !

Ich blieb noch eine Weile mitten im Lager stehen, starrte mal diese, mal jene Katze an. Wie ich erwartet hatte, nahm niemand Notiz von mir und ich zog mich dann, Wolfsblüte folgend, in mein Nest im Kriegerbau zurück. Hier war es warm und gemütlich, hier, zwischen den vielen Kriegern fühlte ich mich sicher und geschützt. Für nichts auf der Welt würde ich nun meinen Platz als FlussClan-Kriegerin aufgeben. Obwohl... vielleicht für das Zusammensein mit meiner Schwester? Erschrocken zuckte ich bei diesem Gedanken zusammen. Ich war meinem Clan loyal, auch wenn ich Schattenauge noch so gern sehen würde!
Ich ließ mich müde zurück in mein Nest gleiten. Mir war klar, auch wenn ich sie sehen wollte, ich würde meinen Clan nie verlassen, niemals. Keine Katze hatte das Recht aj meiner Treue zu zweifeln, denn wenn es sein musste, würde ich für den Clan mein Leben geben! Auf einmal erinnerte ich mich an meine Kriegerzeremonie zurück. Es war nicht lange her, da hatte ich als junge Kätzin wie ich noch immer eine war dem SchattenClan geschworen, ich würde den Clan mit meinem Leben beschützen. Aber diese Möglichkeit hatte man mir genommen. Man hatte mich ungnädig verjagd, auch wenn weder ich, noch sonst jemand aus meiner Familie etwas schlimmes getan hatte. So viele Missverständnisse, die man jetzt nie wieder würde klarstellen können.
Ich schloss die Augen und verdammte die Gedanken einer zerbrochenen Welt aus meinem Kopf. Jetzt war nicht die Zeit dafür, jetzt war die Zeit um zu schlafen und morgen war Zeit, meinem Clan zu dienen. Nicht dem SchattenClan, sondern dem FlussClan.

Der Krieger war von Steinfell zur nächsten Morgenpattrouille eingeteilt worden. Er sollte noch zwei weitere Katzen mitnehmen. Da Wolfsblüte zur Abendpattrouille eingeteilt worden war, fiel sie leider aus. Nach der Schweigeminute zu Goldsterns Ehren, war er jedoch auch ganz froh darüber. Der Kater tappte unruhig hin und her. Bevor er sich zur Ruhe legte, sollte er wohl noch zwei Katzen finden, die er morgen früh mitnehmen konnte. Dies war jedoch leichter gesagt als getan. Der Krieger setzte sich in die Nähe des Kriegerbaus, wo sich schon einige Katzen zur Ruhe gelegt hatten. Die Wärme und Ruhe drang verführerisch zu ihm herüber. Fast, als könnte man die Ereignisse des Tages vergessen und sich den beständigen Fluten der Nacht hingeben, die die Pfoten immer schwerer werden ließen.

Die schwarze Kätzin wandte sich müde ab. Das war heute viel zu viel für sie gewesen. Eine tote Kätzin, ein neuer Anführer, ein neuer zweiter Anführer. Nun wollte sie nur noch schlafen. Mit müden Pfoten stapfte Pantherjunges zur Kinderstube in das Nest hinein, wo Mama schon lag. Sie rollte sich dicht an dem warmen, langen Bauchfell von Hibiskusblüte ein und schloss die Augen. Sie war selbst zu müde, um noch ein gute Nacht von sich zu geben. Einfach nur noch schlafen.

Lange verharrte der graue auf der Lichtung, betrachtete die Sterne am Himmel und seine Clan Kameraden. Die meisten gingen Schlafen, Hibiskusblüte scheuchte ihre Jungen in die Kinderstube, Borkenstern verschwand im Anführerbau, die meisten Krieger betraten den Kriegerbau. Ein letztes Lächeln für Dunkelfeder und auch er betrat den dunklen Bau. Geschickt schlängelte er sich um die schlafenden Körper herum zu seinem Nest. Müde legte er sich hinein, wühlte ein wenig mit den Pfoten um es sich bequem zu machen und legte schließlich seinen Schweif übers Gesicht und schloss die Augen. Lange wartete Steinfell auf den Schlaf, wohl war er zu Aufgeregt nach dem heutigen Tag, Goldsterns tot, Borkenfrost zu Borkenstern, sein neuer Rang als Deputy. Alles war in seinem Kopf noch nicht eingeordnet doch übermannte ihn schließlich doch die schwärze des Schlafes.

Ich warf Steinfell ebenfalls ein Lächeln zu, als er sich abwandte und im Kriegerbau verschwand. Kurz blieb ich noch auf der Lichtung und sah in den Himmel, wo das Sternenvlies über uns funkelte. Wo bist du nur, Rabenfeder?, fragte ich mich und schloss schmerzlich die Augen. Nun war auch noch der letzte lebende Verwandte von mir verschwunden und ich war allein da. Ich wusste nicht einmal, was mit meinem Bruder passiert war, er war einfach nicht mehr da. Ob er tot war oder uns einfach nur verlassen hatte wusste wahrscheinlich nur der SternenClan.
Leise seufzte ich und wandte den Blick ab. Ich musste stark sein, wie Mama es immer gewesen war. Deshalb straffte ich meine Schultern nun und lief zum Kriegerbau. Lautlos und geschmeidig bewegte ich mich durch die Körper hindurch und ließ mich in meinem Nest neben Steinfell nieder. Eng rollte ich mich zusammen und spürte, wie mir eine einzelne Träne über die Wange rann. Dann schlief ich ein...

Nur wenige Gestalten schlichen noch über die Lichtung, welche langsam gänzlich von der Nacht verschluckt wurde. Krähenpfotes stahlfarbene Augen hoben sich ihn deutlich von dem Rest ab, glänzten kühl durch die unheimliche Stille. Ein anstrengender, aufwühlender Tag war heute für gewesen.. Noch immer konnte er nicht recht glauben, was passiert war. Goldstern.. sie war also gestorben. Tot. Und Borkenfrost, nein, Borkenstern war nun Anführer ihres Clans. Steinfell sein Stellvertreter. All das hatte er nur beiläufig mitbekommen, von Kriegern, welche sich gleichermaßen bestürzt, wie aufgeregt vor dem Schülerbau unterhalten hatten. Für einen Augenblick hatte er das ganzen für einen schlechten Scherz gehalten, eine Illusion, welche seine Schmerzen erzeugten. Doch die Krieger hatten die Wahrheit gesprochen.
Nach dem, was vorgefallen war.. mit Crow, mit Hibiskusblüte und ihren Jungen, hatte er sich den gesamten Tag mit Schmerzen geplagt. Für wenige Minuten, für kurze Zeit, war es ihm gelungen, in traumlosen Schlaf zu gleiten, doch die Schmerzen hatten ihn immer wieder aufgeweckt. Schließlich hatte er den Bau verlassen, um frische Luft zu schnappen. Außerdem hatte er Borkenstern, seinem Freund gratullieren wollen. Schließlich.. war es doch irgendwie ihr gemeinsames Ziel gewesen. Borkensterns Ziel, Anführer zu werden.. Er konnte nicht leugnen, das er sich für ihn freute.. Doch der getigerte hatte sich mit Hibiskusblüte unterhalten. Hibiskusblüte.. er hatte die beiden nicht stören wollen.
Und nun saß Krähenpfote da. Wie lange, wusste er nicht mehr. Doch dies tat nichts zur Sache. Er würde ohnehin nicht mehr einschlafen können..


He.. he.. hehehe~ Hallow.. Anführer.. er hat es endlich geschafft!

Nächster Morgen - Blattleere

Borkenstern streckte all seine Knochen. Seine erste Nacht als vollwertiger Anführer war überstanden. Der Anführerbau war gewiss einsam, trotzdem konnte sich der Kater daran gewöhnen. Er trat auf die Lichtung und ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen. Nun, er hatte nicht sonderlich Lust seinen Clan so früh Befehle zu erteilen. Sicherlich könnte auch Steinfell aushelfen. Borkenstern wollte nun etwas anderes. Gestern war Funkenflug nicht gekommen. Aber heute. Heute würde er seine Geliebte nach einer gefühlten Ewigkeit wiedertreffen.

Krähenpfote war eingedöst. Merkwürdig, dabei war er sich sicher gewesen, die Nacht 'überstehen' zu können. Der Schmerz in seinen Schläfen hatte glücklicherweise nachgelassen, vielleicht hatte die kleine Pause gut getan. Der Kater lag noch immer mitten auf der Lichtung. Die ersten Strahlen der Sonne waren bereits zu vernehmen, doch noch herrschte kein Treiben. Die meisten Krieger schliefen wahrscheinlich noch, ebenso seine 'Baugefährten.' Gähnend erhob sich der schwarze auf die Pfoten, und streckte die steifen, erkalteten Glieder. Dieser kurze Pelz war manchmal wirklich zum kotzen. Besonders nun, da die Blatleere anstand. Auf den Pfoten, entdeckte Krähenpfote eine Gestalt, welche sich aus dem Anführerbau zwengte, und auf die Lichtung trabte. "Hey.", grüßte Krähenpfote seinen einzigen Freund, und war sogar bereit, sich ein leichtes Lächeln aufzuzwingen. Ein seltener Anblick. Doch Borkenstern schien nicht ganz bei der Sache. Er wirkte, wie mit den Gedanken auf einem anderen Planeten. Funkenflug?
"Naja", miaute Krähenpfote und zuckte entschuldigend mit dem Ohr, "tut mir leid, das ich gestern bei deinem großen Tag nicht in Reichweite war. Du hast es wirklich geschafft. Anführer."

Ich blinzelte leicht und öffnete dann langsam die Augen. In der Kinderstube herrschte noch ziemliches Dämmerlicht und mit einem Blick nach draußen erkannte ich, dass es nicht daran lag, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war. Es regnete. Leise seufzte ich und erhob mich lautlos, sorgsam darauf bedacht, meine Kleinen nicht zu wecken. Auf lautlosen Pfoten tappte ich aus der Kinderstube und sah mich auf der Lichtung um. Einzig Borkenstern entdeckte ich, jedoch ging ich nicht zu ihm. Sein Blick wirkte irgendwie nicht gerade einladend, warum, konnte ich selbst nicht sagen. Es war einfach ein Gefühl...

Als ich von den ersten Strahlen der Sonne an diesem Morgen geweckt wurde, war ich die erste Kriegerin, die die Augen aufgeschlagen hatte.. Alle anderen schlummerten noch sellenruhig in ihren Nestern. Ich hatte eine ruhige Nacht gehabt. Kein Nachtvogel, kein Eulenschrei hatte mich geweckt, wie es sonst immer so oft vorkam. Ich war Nachts äußerst schreckhaft und hatte stets einen leichten Schlaf.
Langsam erhob ich mich, kroch aus dem Bau und streckte draußen alle meine vier Pfoten. Dann setzte ich mich hin und machte eine kurze Fellpflege. Die Sonne blendete mich, doch sie schien heute nicht so stark wie sonst so oft. Ich ließ meinen Blick in Richtung Frischbeutehaufen schweifen. Sicher würden Borkenstern oder Steinfell bald eine Jagdpatrouille rausschicken, denn der haufen sah so aus, als müsste er bald aufgefüllt werden. Vielleicht hatte ich ja Glück und konnte mitgehen. es würde mir gut tun, die Steifheit aus meinen Gliedern zu vertreiben, indem ich mich bewegen konnte.
Noch keine Katze hatte ihren Bau verlassen, außer Borkenstern. Ich war mir nicht sicher ob ich ihn ansprechen sollte, vielleicht wollte er auch seine Ruhe haben. Doch ich fasste mir ein herz und ging auf ihn zu. "Hallo Borkenstern. Gibt es heute Morgen schon etwas für mich zu tun?" Ich hoffte, dass ich meinen neuen Anführer nicht allzu sehr aus seinen Gedanken gerissen hatte.
Während ich auf Borkenstern zugetappt war, hatte ich Hibiskusblüte gesehen, die ebenfalls aus ihrem bau gekommen war. scheinbar schliefen ihre Kinder noch immer. Ich nickte ihr nur grüßend zu.

Irgendwas hatte mich geweckt, aber als ich blinzelnd wach wurde, konnte ich nichtmehr sagen was es gewesen war. Ich streckte mich und gähnte herzhaft. "Kieselpfote stehst du auch auf?" miaute ich müde und tapste aus dem Bau hinaus. Ich zuckte zurück, als ein kaltes Kügelchen meinen Kopf traf. Grummelnd schaute ich zum Himmel, der wolkenverhangen Kälte und Nässe über uns ausgoss.
Ich fühlte mich wenig motiviert den Schülerbau unnötig zu verlassen, wenn ich gebracht wurde, würde sich schon jemand melden. Es war ja nicht so, dass Perlenfluss ausgerechnet bei dem Wetter ihr Interesse für ihre Schülerin entdecken würde oder? Onkel Borkenstern schien schon auf den beinen und ihn störte der Graupel nicht? Mit grausen dachte ich an das kalte dunkle wasse vom Abend davor. Kaltes Wasser vom himmel, auch wenn es geforren war, war mir doch lieber als das bodenlose Nass des Sees...

Lilienpfote erwachte aus ihrem tiefen Schlaf. Etwas Kaltes ergoss sich auf ihrem Kopf. Sie war am letzten Tag unendlich müde in ihr Moosnest gefallen und hatte sich gar nicht mehr richtig von ihrem Mentor und Brennesselfell verabschieden können, weil sie sofort in den Schülerbau gestolpert war. Das war ja auch ein ziemlich anstrengender Tag gewesen. Sie würde jetzt am besten schnell aufstehen und weiter mit ihrem Mentor trainieren. Sie war schon richtig gespannt, was Sturmwolke heute mit ihr geplant hatte.
Als Lilienpfote aus dem Bau trat, schlug ihr der Geruch von Verwesung und Tod ins Gesicht. Sie starrte entsetzt über das Lager. Dann fiel ihr eine Erinnerung der letzten Nacht ein. Sie hatte ganz leise Stimmen vor dem Schülerbau wahrgenommen und zur Hälfte zugehört. Sie versuchte sich daran zu erinnern, doch ihr fiel nicht viel ein, da sie nun mal auch zur Hälfte geschlafen hatte. Sie schaute sich noch einmal verwundert im Lager um, damit jemand zu ihr kam und sie aufklärte. Lilienpfote wusste nicht genau, wer gestorben war, nur dass jemand gestorben war und lauter Gerüchte hatte sie auch mitbekommen.
Schließlich machte sich die Schülerin auf die Suche nach ihrem Mentor.

cf.: Schilfgebiet

Je näher ich dem Lager kam, umso mehr beschleunigte ich meine Geschwindigkeit. Irgendwie bildete sich ein Stein in meinen Bauch, als ich die Katzen aus dem Clan schon riechen konnte. Etwas unheilvolles lag in der Luft und es ließ mir die Haare zu Berge stehen. Die letzen Pfotenschritte sprang ich leichtfüßig und blieb stehen. Der Fisch fiel mir aus dem Maul und landete mit einen dumpfen Lärm zu Boden. Alles war um mich herum vergessen. Alles war wie in Zeitlupe. Ich konnte mein Herz schlagen hören. Konnte das Jammern meiner Clankameraden hören. Roch den Geruch vom Tot. Doch all das war wie ausgeblendet für mich. Alles war bedeutungslos. Nur eines Zog seine Aufmeksamkeit von mir an, wie eine Fliege das Licht. Ich konnte meinen Blick nicht von den goldfarbenen Pelz meiner toten Anführerin nicht losreißen...

Nächster Morgen

Die Nacht über konnte ich kein Auge zumachen. Nichts konnte meine unruhigen Geist beruhigen oder zur Ruhe bringen. Unentwegt starrte ich mit halbgeöffneten Augen hinaus aus dem Kriegerbau. Mein Fell kribbelte und juckte vor Anspannung und Unwohlsein, sodass ich es mir am liebsten vom Leib gerissen hätte. Doch ich konnte mich nicht bewegen, konnte meine Starre nicht lösen. Alles von gestern war nur mehr verschwommen in meiner Erinnerung. Nur wage konnte ich mich an die Worte von Borkenfrost, nun Borkenstern, erinnern. Doch egal was es war, es war an mir abgeprallt. Der Clan war die einzige Familie, die ich habe. Die einzige, die mir noch nicht weggenommen worden war. Jedes Mal, wenn eine Katze aus dem Clan zum SternenClan geht, erinnert mich an die Zeit, wie meine Familie mir genommen wurde. Ich fiel jedes Mal wieder in mein dunkles, unglückliches Loch zurück und brauchte eine Zeit lang, bevor ich wieder die Kraft hatte, herauszuklettern. Ich hatte den Tot meiner Familie nie wirklich überwunden, nur aus meinen Kopf verdrängt. Umso schlimmer war der Schlag...
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und erhob ich und ging hinaus aus dem Bau. Vor dem Bau setzte ich mich hin und schlang meinen Schweif fest um meinen zitternden Körper. Obwohl mir nicht kalt war, konnte ich meinen Körper nicht davon abhalten, unaufhörlich zu zittern. Seufzend ließ ich mich doch wieder zu Boden fallen und vergrub meinen Kopf zwischen meinen Pfoten.

Nun. Scheinbar hatte sich Borkenstern vertan. Steinfell schien noch zu schlafen, daher musste er vorerst die Einteillungen übernehmen. Ob er wollte, oder nicht. Er seufzte und raffte sich zusammen, um sich ein schiefes Lächeln abzuzwingen. "Morgen, Leopardenherz." Plötzlich, ohne vorherige Ankündigung, fing das schmerzliche Pochen in seiner Brust wieder an. Das unheilwolle Pochen, welches er leider zu gut kante. 'Hollow? Wie... Das kann nicht sein!' Innerlich geschockt, ließ er sich äußerlich nichts anmerken. Bloß nicht die Maske fallen lassen. Doch der Schmerz wurde stärker, und stärker. Hatte er Hollow nicht besiegt? Damals, it Funkenflug am Vulkankrater? "Du... Kannst die Morgenpatrullie übernehmen. Nehm dir doch Wolkenfang und Bernsteinpfote mit. Würdest du Steinfell gleich mitteilen, das er und Dunkefeder die Jagtpatrullie übernehmen sollen? Das wäre hilfreich." Er nickte der Kätzin zu und wandte seinen Kopf nun zu Krähenpfote, der im Laufe des Gesprächs zu uns gestoßen war. >>Poch, Poch<< "Ach Krähenpfote!" Grüßte er seinen besten Freund und Blutsbruder. "Das ist doch kein Problem." Winkte er ab, um nun auf ein anderes Thema zu sprechen zu kommen - als Leopardenherz außer Reichweite war, "Du... Hast du in letzter Zeit Anzeichen von Crow mitbekommen? Ungewöhnlich... aktive Zeichen?" Flüsterte er dem Kater zu.

Krähenpfote blickte überrascht, als Borkenstern plötzlich auf Crow zu sprechen kam. Es war fast so, als könne sein bester Freund spüren, wie der Schatten, langsam aber sicher, in seinem eisernen Käftig zu rumoren begann. Für Krähenpfote gab es keinerlei Grund zu lügen. "In letzter Zeit ist gut.. Es gibt kaum einen Tag, an welchem er mich in Ruhe lässt.", gab er im rauen Flüsterton zu, und seine Miene verfinsterte sich. "Weshalb glaubst du, habe ich mein Nest in letzter Zeit nur zum Fressen verlassen?" Er zuckte mit dem Ohr, und blickte dem getigerten über die Schulter, auf die Lichtung, welche langsam zum Leben erwachte. "Aber ich denke, wir sollten dieses Thema irgendwo anders besprechen. Ungestört."

Ach. Das war der Grund, warum er Krähenpfote nicht auf der Lichtung gesehen hatte. Scheinbar war Crow wieder aktiv geworden. Oder wartete er einfach auf den richtigen Moment, den Körper des schwarzen Katers zu übernehmen? Doch auch bei Borkenstern sah es momentan... gefährlich aus. Eigentlich sollte Hollow vernichtet sein. Vernichtet durch seine Kraft. Vernichtet durch die Kraft von Funkenflug. 'War das Monster überhaupt besiegbar?, Er verengte seine Augen kaum merklich, Würde Hollow sich bald zeigen? Sammelte er momentan all seine Kraft für einen finalen Schlag?' Er wandte seinen Blick zu Krähenpfote, "Ich dachte, Ich hätte Hollow besiegt. Krähenpfote, Ich glaube das diese Monster unbesiegbar sind. Er... Meldet sich wieder. Er sammelt Kraft!" Erklärte er mit unheilvoller Stimmde und sprang auf die Pfoten. Er seufzte lautlos und wandte seinen Blick zum dunkel Himmel. Es waren keine Regenwolken. Es waren Schneewolken. "Lass uns das Gespräch heute Abend vortführen. Nach deiner Kriegerernennung." Erst jetzt bemerkte Borkenstern, das Krähenpfote ebenfalls einen guten zweiten Anführer abgegeben hätte. Aber dafür war es nun zu spät. Der Kater wandte sich ab, "Ich werde nun zu Funkenflug gehen. Ich vertraue dir meine Familie an. Pass gut auf meine Schätze auf. Schließlich bist du mein kleiner Bruder, nicht wahr?" Er schenkte Krähenpfote ein kleines Lächeln und lief zum Lagerausgang. Dort angekommen warf er einen letzten Blick zurück, bevor er durch den Ausgang stürmte, mit großer Vorfreude auf seine Geliebte.

Tbc: Vulkankrater.

Als ich Borkensterns Bau wieder verließ, warf ich ihm noch einen letzten prüfenden Blick zu. Er schien darauf aus zu sein, mit Krähenpfote zu reden. ich hatte gar nicht mitbekommen, dass der junge Kater den bau betreten hatte, aber wahrscheinlich war er schon drin gewesen, bevor ich hineingegangen war. Ich war im Moment doch einfach zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt... Ich musste mich mal eher auf die Gegenwart konzentrieren und nicht mehr so stark an der Vergangenheit hängen.
Draußen angekommen suchte ich das Lager zuerst mit den Augen nach Steinfell ab, konnte den zweiten Anführer aber noch nicht entdecken. Sicher schlief er noch immer. Ich sollte also vielleicht erst einmal den anderen katzen bescheid sagen, die shcon auf waren.
Zuerst ging ich zu Wolkenfang, der vor dem Kriegerbau saß. "Borkenstern sagt, dass wir zusammen mit Bernsteinpfote auf Morgenpatrouille gehen sollen. Ich sage ihr schnell bescheid, wenn du willst. Sobald ich auch Steinfell gefunden habe, können wir gleich los." Ich wartete eine Antwort gar nicht erst ab und ging dann zu Bernsteinpfote, die vor dem Schülerbau hockte, ebenso wie es Wolkenfang eben getan hatte. "Guten Morgen", miaute ich der Kätzin zu. "Gehst du mit mir auf Morgenpatrouille? Wolkenfang kommt ebenfalls mit. ich treffe dich dann am Lagerausgang, ich muss noch Steinfell bescheid sagen, dass er mit Dunkelfeder jagen gehen soll."

Ich tappte langsam zum Frischbeutehaufen und betrachtete das nasse Essen, wählte dann eine Wasserratte aus und ignorierte die Nässe einfach. Es gab schließlich schlimmeres, auch wenn das im Moment nur schwerlich zu glauben war, denn mittlerweile war mein langes Fell komplett durchnässt. Als ich aber zurück zur Kinderstube ging, bemerkte ich, wie Krähenpfote zu Borkenstern gegangen war und mit ihm redete. Leicht kniff ich die Augen zusammen und beobachtete die beiden, während ich mich vor der Kinderstube niederließ. Was sie wohl besprechen?, fragte ich mich und biss abgelenkt in das nasse Fleisch.
Als Borkenstern dann das Lager verließ, hob ich erstaunt den Kopf und sah ihm blinzelnd nach. Er trifft sich mit seiner Flamme, dachte ich fast schon verbittert, schüttelte dann aber den Kopf. Ich wollte für meinen Bruder da sein, also musste ich auch seine Liebe zu dieser SchattenClan-Kätzin akzeptieren. Lieber wandte ich meine Aufmerksamkeit nun Krähenpfote zu und beobachtete ihn.

Gähnend schlug ich die Augen auf und blinzelte, um die Quelle zu finden, die mich geweckt hatte. Aber das lag wohl einfach an den anderen Kriegern, die den Kriegerbau verließen. Kurz streckte ich und ordnete mein Fell mit einigen Leckzügen, ehe ich auch den Bau verließ. Draußen angekommen hätte ich am liebsten geflucht, da dieser nervige Graupel mir mein schönes Fell vollkommen versaute. Trotzdem blieb ich still, weshalb ich auch die Worte hörte, die Leopardenherz an Bernsteinpfote richtete. Ich ging zu der Kriegerin und lächelte sie an. "Hab's schon gehört! Ich sag Steinfell Bescheid", erwiderte ich und lief dann wieder zurück zum Kriegerbau. "Steinfell, aufstehen! Die Jagd ruft wieder!", schnurrte ich amüsiert und weckte den grauen Kater mit einem sanften Biss ins Ohr.

Ich verzog leicht das Gesicht, als Leopardenherz in den Schülerbau hinein verkündete, dass ich die Ehre hatte bei dem grässlichen Wetter zur Morgenpatroullie mitkommen zu dürfen. Großartig. maulte ich Gedanken und verließ nur unwillig den warmen trockenen Bau. Ich versuchte an der Lagermauer nahe des Lagereingangs Schutz vor dem Graupel zu suchen, während ich auf die beiden Kriegerinnen wartete.. Kurz kam mir der Gedanke, das die gefleckte Kriegerin mich ja gefragt hatte...hätte ich auch ablehnen können?
Wahrscheinlich nicht...und positiv betrachtet würde ich heute vielleicht auch endlich mal was lernen, wo Perlenfluss nicht mitkam.