FlussClan-Lager

Ihr Kopf pochte höllisch, während sie in die Realität zurückfand. Schmerzhaft sog sie Luft in ihre Lungen und fragte sich unwillkürlich, ob sie eben diese angehalten hatte. Heftig blinzelnd ließ sie das Licht in ihre Augen dringen, dass nicht unbedingt das Verschwinden der Schmerzen förderte. Und doch konnte sie nicht anders, als sich verwirrt umzusehen. Das war nicht die Scheune!
Plötzlich fiel ihr alles wieder ein. Das hier war der FlussClan! Ein kleines Lächeln überzog ihr Gesicht. Als sie ein Geräusch hörte, wand sie den Kopf und erblickte eine braungemusterte Kätzin, die gemeinsam mit einer Grauen und einem Blaugrauen in der Nähe stand und redete. Doch schon nahte eine dritte Kätzin, die ein beeindruckend schönes Fell besaß. Es glänzt wie Gold..., überlegte sie unwillkürlich und riss sogleich überrascht die Augen auf. Könnte es sein, das...? "Go-Goldstern?", hauchte sie mit seltsam rauer Stimme und konnte einen aufgeregten Ausdruck nicht verdrängen.

"Du bist ziemlich zielsicher auf die Lichtung getaumelt. Hat dich jemand hierher geschickt? Und, auch wenn es vielleicht eher unwichtig ist, wie heißt du?", fragte Goldstern, während sie in den Heilerbau schritt, in dem sich natürlich auch Spatzenfeder, ihre Schwester, aufhielt, welche sie kurz begrüßte. Die kleine Kätzin war nun also wach und sprach die Anführerin direkt an. Woher kannte sie wohl ihren Namen? Hatte sie ihn irgendwann vorher gehört oder woher kannte sie ihn? Goldstern war auf eine Antwort wirklich gespannt und schaute der Katze fest und unaufhörlich in die Augen. Irgendetwas war in den Augen der Kätzin, was sie für Goldstern interessant machte. Aber was war es?

Unwohl blinzelte Reh. Scheinbar hatte sie zwar richtig gelegen, aber nun würde es kniffelig werden. Verdammt, Silberschatten! Wie hast du dir das mit dem Überzeugen bloß vorgestellt?! "Ähm...", begann sie nicht sonderlich eloquent. "Ich... Ja... Also... Es ist ein bisschen komplizierter..." Unsicher schielte sie zu den drei Anderen. War einer von ihnen Spatzenfeder? Ich soll nur mit den Beiden sprechen... "Könnte ich mit dir und Spatzenfeder allein sprechen?", fragte sie seufzend und blinzelte Goldstern an. Was für einen seltsamen Eindruck sie wohl auf diese Clan-Katzen machen musste...

Goldstern nickte schlicht und schaute dann zu Steinfell, sprach ihn an: "Steinfell? Wolltest du nicht mit Rabenfeder und Dunkelfeder auf Jagdpatrouille gehen? Ich denke, wenn unser Gast irgendwelche Schwierigkeiten machen sollte, werden wir uns schon zu verteidigen wissen. Und ihrem Wunsch können wir hier ja nachkommen. Und sag den anderen bitte, dass sie ein wenig Abstand zum Heilerbau halten sollen, es sei denn, sie sehen, dass wir Hilfe bräuchten. Das erwarten wir jetzt ja aber mal nicht. Vielen Dank, mein Freund!"
Die orangene Katze wartete, bis Steinfell weg war und sprach dann zur Kätzin: "So. Deinem Wunsch wird ja Folge geleistet. Nun erzähl uns doch, was du zu sagen hast."

Halblaut räusperte sich Reh und wickelte ihren Schweif ordentlich um die Pfoten. Schließlich begann sie zu berichten.
Von ihrer Flucht vor den Zweibeinern. Der Ankunft in der Scheune. Der Freundlichkeit, aber auch der Einsamkeit. Letztlich auch von ihrem Traum, der schönen Kätzin, die sich als Silberschatten vorgestellt und von dem FlussClan erzählt hatte. In jeder Einzelheit gab sie auch den Traum wieder, den sie hier im Lager hatte und endete schließlich. "Ich... habe nie damit gerechnet, irgendwann einen Ort zu finden, von dem ich glaube, das ich dorthin gehöre... Also... Silberschatten hat mich davon überzeugt, dass ihr mir glauben würdet... und... na ja... tut ihr das?"

Ich folgte Steinfell und Hibiskusblüte mit den Augen, als sie diese kleine Streunerin in den Heilerbau brachten. Etwas verwunderlich war es schon, wieso die Kleine zusammengebrochen war, aber trotzdem war es mir nicht ganz geheuer, schließlich war sie noch immer eine Streunerin. "Ich weiß nicht, ein bisschen komisch ist das alles schon. Aber Goldstern wird das schon regeln...", meinte ich und spitzte dann die Ohren, als die goldene Anführerin erklärte, dass ich, zusammen mit meinen Bruder und Steinfell jagen gehen sollte. Sofort sprang ich auf die Pfoten und stupste Rabenfeder an. "Aufstehen, Faulpelz, es gibt Arbeit!", miaute ich und streckte meinen schlanken Körper.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein Steinfell, du kannst gehen." Dann jedoch trat Goldstern in den Bau, und fast zeitgleich fing das Junge an zu brabbeln. Aber was sie brabbelte ließ mich erstarren.SternenClan? Bei allem Respekt, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Sternkatzen irgendwas von diesem Streuner wollten, geschweige denn eine Heilerschülerin! Wahrscheinlich glaubte sie nicht einmal an den SternenClan. Zugegeben, sie hatte auf ihn gehört, doch das war nicht das gleiche. Ich meine... Was haben sich diese Spinner jetzt schon wieder ausgedacht? Das kann nicht wahr sein, was sie da sagt, das trau ich selbst demSternenClan nicht zu! Das musste sie sich eingebildet haben. Auch wenn alles dagegensprach, es war nicht wahr. Nein. Ich blickte kurz Goldstern von der Seite an, um mich zu vergewissern, dass sie genauso dachte wie ich. Doch ich konnte nichts in ihren Augen erkennen. Oder wich wollte nicht. "Tut mir leid." Ich lächelte mitfühlend. "Wir werden dich hier behalten, bis es dir besser geht, doch dann musst du leider gehen."

"Ja, Ich seh' schon." Meinte er ein wenig giftig. Der Anblick der Streunerin ließ sein Fell sträuben. Er drehte sich ruckartig um und schnipste mit dem Schweif, "Ey! Steinfell, komm du alter Kater!" Rief laut über die Lichtung und schmunzelte, bevor er zum Lagereingang schlurfte. Er ließ sich gelassen nieder und richtete seinen Blick erneut auf den Heilerbau, worin sich die Streunerin befand.

"Spatzenfeder, lass uns bitte draußen sprechen. Es ist mehr als wichtig. Und das weißt du. Ich warte draußen auf dich, Schwester. Wir sehen uns gleich noch, Reh", sprach die Anführerin mit einer kaum annehmbaren Kraft, die aber dennoch nur dezent genutzt wurde. Sie wollte ihrer Schwester sonst nichts vorschreiben, aber es war nun etwas anderes. Nun mussten sie sprechen, da war sich die Anführerin sicher.
Mit großen Schritten ging die orangene Katze aus dem Heilerbau hinaus, schaute durch das Lager und ging zu ihrem Bau, vor welchem sie wartete. Hier würden sie sprechen können, ohne dass Reh zuhörte. Jetzt würden beide Ruhe brauchen, wenn sie miteinander sprachen. Aber Spatzenfeder musste erst noch kommen.

Verblüfft riss das Kätzchen ihre Augen auf und starrte die Heilerkatze an. Obwohl ihr Tonfall freundlich gewesen war, taten ihre Worte weh wie ein Prankenschlag. "Aber... aber...", wisperte sie verstört und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Glücklicherweise wurde sie von Goldstern geradezu übertönt, die Spatzenfeder vor den Bau bat. W-will sie mich sofort aus dem Lager werfen? Ruft sie die Krieger, damit sie mich zur Grenze bringen? - Ich kann heute nicht mehr schwimmen! Ich werde ertrinken!, doch noch ein weiterer Gedanke bohrte sich in ihren Geist: Ich habe Silberschatten enttäuscht! Wer soll denn dann der nächste Heiler werden? Das ist doch... das ist doch meine Bestimmung! War sie naiv, wenn sie glaubte, dass sie die Einzige war, die diese Aufgabe erfüllen konnte? Freudlos gluckste sie auf und ließ sich mutlos wieder auf den Boden sinken. Nun hieß es warten.

Ich holte schon Luft, ließ es aber dann doch bleiben. Widerwillig folgte ich ihr also nach draußen. "Was ist denn jetzt schon wieder?" Mir gefiel es gar nicht, wie sie mich wegbeorderte. Nicht dass sie es machte, sondern wie. So als wüsste sie etwas, was ich nicht nicht wusste. Im Übrigen gefiel mir in letzter Zeit wenig. Überdies beschlich mich eine Ahnung. "Du spielst doch nicht tatsächlich mit dem Gedanken, dieser verstörten Streunerkatze Glauben zu schenken?" Ich fürchte das tut sie. Sie weiß nun einmal zufällig ein bisschen von toten Flussclan-Heilern. Na und? Das wusste jeder hier im Lager, also was macht sie so besonders? Vielleicht konnte meine Schwester mir eine Erklärung liefern, worauf ich aber nicht tippen würde.

"Du weißt genau, dass ich niemals grundlos auf der Seite einer Streunerkatze wäre. Das ist nich meine Art. Aber woher sollte Reh von einer Heilerin sprechen, die länger tot ist, als sie lebt? Woher kannte sie ihr genaues Aussehen, dass nicht einmal die jüngeren Mitglieder des Clans kennen können. Woher kannte sie unsere Namen und woher den Namen von Silberschatten? Woher wusste sie so genau, wo das Lager ist?
Du weißt genau, der SternenClan hatte in der Vergangenheit viele ungewöhnliche Ideen. Denk nur an Scheckenstern. Sie war auch keine Hineingeborene. Durch die Spielereien des Schicksals fand sie Clankatzen und wurde Clankriegerin, Anführerin.
Du weißt genau, ich bin nicht gerade nicht skeptisch solchen Katzen gegenüber. Das war ich nie und werde ich nie sein. Mich wundert aber, dass du auf einmal so skeptisch bist.
Du weißt genau, ich würde so etwas nicht sagen, wenn ich ihr nicht glauben würde. Es ist einfach unmöglich, derlei Dinge zu wissen, wenn sie nicht wirklich hierher geholt worden wäre.
Du weißt genau, ich würde mich nie über dich stellen. Aber in diesem Fall glaube ich wirklich an die Wahrheit in der Geschichte der Streunerin. Wieso sollte es nicht so sein?
Schwester, ich möchte keinen Zwist zwischen uns säen. Aber unsere Aufgabe ist es, den Entscheidungen des SternenClans bedingungslos zu folgen. Die Ahnen wissen, was sie tun. Sie wissen es. Es ist nich einfach zu glauben, aber.... wenn ich es kann, warum kannst du es nicht? Ich bitte dich, schenke ihren Worten Glauben. Glaube an das, was Silberschatten ihr sagte. Wir dürfen - ich wiederhole - wir dürfen den SternenClan nicht verärgern! Sie konnte nicht wissen, was sie weiß, wenn sie es nicht von ihnen wüsste. Sie könnte es einfach nicht.
Und das weißt du auch", sprach die orange-gestreifte Katze und schaute ihrer Schwester unabdingbar in die Augen. Goldstern war es ernst und sie wusste ob der Macht und der Ideenvielfalt des SternenClans. Und ihre Schwester sollte es eigentlich auch tun. Es verwunderte sie sowieso, wieso ihre Schwester in letzter Zeit so verändert war. Aber das machte das Altern wohl. Man konnte nicht ewig die selbe Katze bleiben. Das war nicht möglich. Doch wenigstens das mit Reh musste ihre Schwester doch verstehen, oder? Goldstern war sich hierbei sicher.

Ich konnte mich fast nicht entscheiden, ob ich mich tolerant zeigen oder durch die Decke gehen sollte. Das mit Scheckenstern ist etwas anderes! Hier geht es um nichts geringeres als den direkten Draht zum SternenClan! Obwohl der anscheinend auch immer weiter an Bedeutung verliert. Vielleicht hat sie sogar eine Botschaft vom SternenClan bekommen, vielleicht. Aber selbst der SternenClan ist nicht unfehlbar, nicht allmächtig. Auch sie können sich vertuen... Aber es hatte keinen Sinn. Egal ob ich daran glaubte oder nicht, Reh tat es nicht. Nicht glauben, und sie würde es auch nie schaffen. Als Heiler muss man nicht nur jagen und kämpfen können, man musste glauben. Und warum tu ich es nicht? Goldstern meint, ich solle vollstes Vertrauen im SternenClan haben. Vielleicht stimmt das ja auch. Aber mein Wort hatte ja sowieso kein Gewicht mehr. Wieso eingentlich versuchen was dagegen zu tun, war ja schon beschlossene Sache. Schließlich wand ich mich ihr zu. "Weist du was, mach nur. Aber erklär das dem Clan gefälligst allein, ich hab damit nichts zu tun." Verägert stolzierte ich in den Heilerbau, um wenigstens ein wenig Würde zu bewahren. Wortlos lief ich an Reh vorbei und setzte mich mit dem Kopf zur Eingang in eine Ecke des Raums, den Blick zur Decke.

Es war wirklich eine angespannte Situation für Goldstern. Die gold-getigerte Katze war nicht gerade erfreut darüber, sich mit der Heilerin streiten zu müssen, es war ihr unangenehm, es tat ihr leid, schließlich war Spatzenfeder ihre Schwester. Apropros Schwester, dachte Goldstern, vielleicht weiß ja Wüstenblume, wie wir Spatzenfeder etwas besser stimmen können. Schließlich wollte Silberschatten Reh ja als neue Schülerin. Wo ist sie eigentlich? Goldstern schaute sich um, ging erst zum Kriegerbau, schaute, ob sie ihre Schwester fand, schaute im ganzen Lager nach, ging den Rand des Lagers ab und dachte dann, dass Wüstenblume vielleicht einfach nur kurz weg war. Doch hätte ihre Schwester sie nicht vielleicht vorher angesprochen? Die Kätzin war sich gerade unsicher. Sicherlich hätte ihre Schwester sie gerade jetzt angesprochen. Aber sicher konnte sie sich nicht sein. Ein ungutes Gefühl jedoch füllte das Gemüt der stolzen Anführerin, eine Vorahnung, dass ihre Schwester nicht nur kurz jagen gegangen war oder irgendetwas anderes tat und bald wieder zurückkam.
Sie wusste nicht, wie sie das einordnen sollte. Es war ihr greifbar, sie spürte es einfach. Und vielleicht spürte auch Spatzenfeder etwas? Blöderweise konnte Goldstern ihre Schwester ja gerade jetzt nicht fragen. So ein verdammter Mist aber auch!, verfluchte sie die momentane Situation und merkte schon, wie Wut in ihr aufstieg. Doch das konnte sie nicht gebrauchen. Ganz und gar nicht.
Die Kätzin eilte wieder vor ihren Bau, sprach laut: "Der SternenClan, unsere Ahnen, schickten uns die Jungkatze, der Silberschatten, die große Heilerin, die nun über uns wacht, erschienen ist. Es gab Dinge, die sie wusste, die keine Katze wissen könnte, die in diesem Alter ist. Es gibt für mich keinen Zweifel, dass der SternenClan uns diese Katze - Reh - schickte. Und so wie der SternenClan will, so sei es! Reh, die kleine Katze, wird in den Reihen der Unsrigen aufgenommen. Beschwert euch bei mir, doch vertraut dem Wissen der Ahnen. Niemand wird besser wissen als sie, was gemacht werden muss. Und ich hoffe, dass auch ihr es so seht, meine treuen Katzen und Kater des FlussClans."
Ohne auf Reaktionen zu warten, ging sie wieder in den Heilerbau, räusperte sich und sprach zu Spatzenfeder: "Ich weiß, du verstehst nicht, warum ich ihr glaube. Ich weiß, du bist sauer auf mich. Vergiss aber nicht, dass unsere Bande wichtiger sind als derlei Entscheidungen. Wir sind Schwestern, du bist mir wichtig. Und ich will keinen Streit mit dir. Das ist nicht meine Absicht, könnte es niemals sein. Und ich weiß, dass du sauer auf mich bist. Doch bitte vergiss kurz unseren Streit und sag mir, ob du weißt, wo Wüstenblume ist. Irgendwie hab ich ein ganz schlechtes Gefühl."
Ein einfaches Kopfschütteln unterstrich das Gefühl der orange-goldenen Katze und ein bittender Ausdruck blitzte in den Augen der sonst so starken Anführerin auf. Wenn es um die Familie ging, gab es eben doch keine Ränge. Jedenfalls nicht immer.

Ich blickte sie verstört an. Ich hatte zwar keine Lust, jetzt mit irgendjemanden über irgedetwas zu reden, aber das interessierte mich doch. "Wüstenblume?" ich forschte in meinem Inneren, und tatsächlich. Es fehlte ein kleiner unscheinbarer Teil, dessen ich fast vergessen hätte durch den Streit. Sie ist weg. Fort, für immer. Und das weist du. Ich wollte es nicht wahrhaben. "Sie scheint nicht im Lager zu sein... wahscheinlich ist sie allein jagen gegangen." Ich dachte nach. "Vielleicht hat sie ja jemand gesehen? Frag nocheinmal im Clan nach." riet ich ihr. Ein bisschen nervös war ich schon, und das lenkte mich immerhin von meinen düsteren Gedanken ab. "Ansonsten kann ich dir in dem Fall nicht helfen." und dann leiser: "sie ist weg. Ich spüre es. Nicht nur jagen oder so, sondern ganz weg, für immer." Ich nickte nocheinmal bestätigend. "Ja. Geh jetzt, und kümmer dich um deinen Clan. Ich hab zu tun." ich winkte in richtung Reh. "Außer du willst ihr noch etwas sagen." dann wand ich ihr endgültig den Rücken zu, und verkroch mich wieder in meine Ecke.

Sie schüttelte den Kopf. Nicht nur jagen. Nicht nur kurz weg. Und sie wusste es auch. Das sah Goldstern ihrer Schwester an, sie hatten schließlich schon so viel miteinander erlebt. So viel hatten sie geschafft. Sie waren so viel stärker, schneller, schlauer als früher. Sie kannten sich. Und Goldstern erkannte derlei schweren Gefühle in den Zügen ihrer doch so über alles geliebten Schwester. Es war für sie nicht schwer. "Hoffentlich hat sie ihr wahres Glück gefunden. Möge der SternenClan sie behüten. Auf all ihren Wegen, egal, was sie jetzt macht", sprach sie zu sich und schaute noch einmal kurz zu Spatzenfeder zurück. Auch wenn sie gerade voller erschwerter Gefühle über Goldstern denken könnte, waren sie doch noch füreinander da, wenn es nötig werden würde - hoffte sie jedenfalls.
Goldstern trat aus dem Bau der Heilerin hinaus, ging zur Mitte des Clanlagers und dachte nach. So viel war passiert in dieser kurzen Zeit. So viel zu viel. Doch auch das gehörte zum Leben einer Anführerin, egal wie schwer es war. Trauer umwog die stolze Kätzin und schon erstes Vermissen keimte in ihr auf. Wie sollte sie ohne Wüstenblume und momentan auch ohne Spatzenfeder so stark wie immer sein? Es war ihr doch unmöglich, all die Kraft aufzubringen. Doch eins machte ihr doch Hoffnung. Wenn sie so in die Augen so manchen Kriegers schaute, in die Augen der Schüler und Jungen, die Kraft, die sie einigte, diese Eigenschaften, die die Katzen dieses Clans, einfach so unglaublich machten, ja, dann wusste sie, dass sie nicht nur durchhielt, weil sie Rückhalt von ihren Schwestern hatte. Nein, sie hatte Rückhalt des Clans, der ihr folgte, sie war so viel behüteter als es Reh als einzelne Streunerin sicherlich gewesen war. Und da ging Goldstern auch diese Durststrecke ein, würde sie überstehen, würde ihrer Schwester mit den Fähigkeiten Rehs, die die Anführerin ihr einfach unterstellte, schon bald bewiesen haben, dass ihre Entscheidung richtig war, der SternenClan genau zu diesem Zeitpunkt noch anwesender war, als er es sonst war. Und sie würde mit Stolz sagen können, dass sie ihre Aufgabe wahrgenommen hatte. Und das machte Goldstern wieder Mut. Doch Vermissen war noch nie ein leichtes Gefühl. Und Wüstenblume würde sie vermissen.

Ich zuckte etwas zusammen, als Rabenfeder leicht giftig reagierte. Doch dann schon ertönte Goldsterns Stimme und ich starrte die Anführerin ungläubig an. "Sie nimmt diese Streunerin jetzt nicht ernsthaft in den Clan auf!", miaute ich erschrocken und sah zu meinem Bruder und Steinfell. Das gefiel mir ganz und gar nicht, doch anscheinend war sich Goldstern in ihrer Sache sehr sicher.

Steinfell nickte der Heilerin und Goldstern bei deren Worten zu und lief mit einem letzten Blick auf die Streunerin aus dem Bau. Als er das Jaulen des schwarzen Kriegers hörte Grinste er leicht und lief zu ihm. "Hör mal, so alt bin ich auch wieder nicht." Maunzte er halb im Scherz und blickte zu Goldstern und Spatzenfeder die aus dem Bau gekommen waren und somit hielt er es nicht mehr für Notwendig den anderen zu sagen, dass sie vorerst auf Distanz zum Heilerbau bleiben sollten.

Abwartend spitzte sie die Ohren, doch sie konnte nicht verstehen, über was sich Goldstern und Spatzenfeder austauschten. Doch als plötzlich die Stimme der Anführerin über die Lichtung schallte, konnte Reh nicht anders, als erfreut aufzuspringen. Ich wurde aufgenommen! Aufgenommen! Fröhlich wollte sie Spatzenfeder danken, die gerade wieder in den Heilerbau schritt, als sie deren Miene sah. W-was...? Als sie dann auch noch abfällig auf sie zeigte und sich schließlich wortlos zurückzog, wurde der Kätzin klar, dass die Entscheidung nicht zur Zufriedenheit Spatzenfeders gefallen war. Oh nein... Es läuft alles schief! Silberschatten, hilf mir!

Ich musste seufzen. Zumindest hat Wüstenblume es gut, das spüre ich. Aber musste sie den Clan verlassen, damit es ihr besser geht? War es so schlimm hier, das sie nicht glücklich werden konnte?Ich beendete meine Trübsal, dachte stattdessen über wichtigeres nach. Ich kann ihr jetzt nicht nachtrauern. Wenn sie das wollte, hätte sie sich von uns verabschiedet. Ich blickte Reh in die Augen, und bemerkte einen fast verzweifelten Gesichtsausdruck. Vielleicht konnte ich das für mich ausnutzen? "Wie du vielleicht gehört hast, habe ich dich jetzt wohl an der Backe." Schleuderte ich ihr entgegen. "Hör mal, es wäre für uns alle besser, wenn du jetzt verschwinden würdest. Das siehst du doch ein, oder?" Ich blickte sie zum ersten mal freundlich an. "Goldstern glaubt, dass du vom SternenClan geschickt wurdest. Ich glaube dir, du musst ihr nur sagen, dass du keine Heilerin werden kannst." wenn Goldstern sich nicht überzeugen ließ, musste ich nun mal das blöde Streunerkätzchen dazu bringen, von allein zu gehen.

Mit jedem neuen Wort zuckte Reh etwas mehr zusammen. Spatzenfeder... Ob sie recht hatte? "Ich... ich...", wimmerte sie schon fast und wich zurück. Sie hat Recht! Wie konnte ich nur herkommen? Silberschatten muss sich geirrt haben! Ich... ich... muss Goldstern sagen, dass das alles nur ein großer Irrtum war! Sie hat falsch entschieden! Ich gehöre nicht hierher. Ich bin keine Clan-Katze!
Wie vom Blitz getroffen rannte sie aus dem Heilerbau und stieß auf der Lichtung beinahe mit Goldstern zusammen. "Go-goldstern! Ich habe mich geirrt! Ich... ich sollte keine Heilerin werden!", brach es halbwegs sicher aus ihr heraus, nur ihre Augen glitten gehetzt hin- und her. Plötzlich fühlte sie sich in dem Lager nicht mehr geborgen, sondern eingeengt. "Es war ein Fehler! Bloß ein Fehler!"

Die Stimme Rehs ertönte und wurde von den Ohren der Anführerin aufgenommen. Direkt drehte sie sich zu ihr um, sah ihren gehetzten Blick, wie sie immer wieder hin und her schaute. Und das sollte die Anführerin ernst nehmen? Spatzenfeder schien nun wirklich eine Menge gegen Reh zu haben. "Ich weiß, Reh. Spatzenfeder ist schon sehr überzeugend. Das durfte ich ja auch schon oft sehen. Aber ich stelle mich im Gegensatz zu ihr auch hier nicht gegen den SternenClan. Und das hätte sie früher auch nicht getan", antwortete Goldstern ihr und ging unbeirrt wieder zu ihrem Bau, wies Reh an, ihr zu folgen. Wenn man es nicht unter vier Augen versteht, wird es eben noch mal anders gemacht, dachte sie sich und schon wieder ertönte ihre kraftvolle Stimme, die doch so getrübt vom Verlassen des Clans ihrer Schwester war. Jetzt musste sie stark sein. "Hört mal - Auch du, Spatzenfeder. Der SternenClan schickte uns diese Kätzin" Hierbei deutete sie auf Reh, "und gab uns mit ihr die spätere Nachfolgerin Spatzenfeders. So frage ich mich, warum ihr an den Worten des SternenClans auch nur zweifeln könnt. Ich tue es nicht. Ihr solltet es nicht. Ich höre hier und da erbostes Raunen in unseren Reihen und ja, ich kann es ja verstehen. Aber es gibt für mich keinerlei Zweifel, kein Gedanke, der gegen die Wahrheit der Worte dieser Kätzin sprechen. So hört mir erneut zu. Reh wurde von Silberschatten auf direktem Wege hierher geschickt. Manche mögen zweifeln. Doch vergesst eure Zweifel. Nicht mir, nicht Reh, vielleicht nicht einmal nur dem Clan zur Liebe, sondern viel mehr euren Ahnen wegen. Sie haben uns dieses Geschenk gemacht. Und dieses gilt es zu empfangen. Lasst euch nicht von Zweifeln führen."

Schüchtern blickte Reh auf den Clan. Irgendwie war sie unendlich erleichtert, dass Goldstern ihr nicht geglaubt hatte. Vermutlich, weil sie es selbst nicht getan hatte. Sanft legte sich eine Schwanzspitze auf ihre Schulter, doch als sie den Kopf drehte, war niemand zu sehen. Schmunzelnd senkte Reh den Kopf. Danke, Silberschatten, ich weiß, du bist bei mir... Mit neuem Stolz und innerem Glauben schaute sie auf die Katzen des FlussClans. Sie würde sich nicht verdrängen lassen. Von keinem Krieger und auch keiner verzogenen Heilerin!

Na super. Ich hatte zwar Reh aus dem Lager vertreiben wollen, aber jetzt wurde ich dem ganzen Clan als SternenClan verachtender Blödmann bloßgestellt. Vielleicht sollte ich es mit Reh versuchen. Ihr eine Chance geben... Schnell biss ich mir auf die Unterlippe. Das konnte der SternenClan nicht ernst meinen? Von allen komischen Begebenheiten mit den Sternenkatzen war das hier die Unglaubwürdigste. Selbst die Geschichte mit Salbeifeder machte mehr Sinn. Waren alle unsere Clanmitglieder zu schlecht, um Heiler zu werden? Konnte ein Streuner überzeugter vom SternenClan glauben als eine geborene Clankatze? Schien so. Am besten ich hör einfach auf zu schmollen und gib Reh eine Chance, vielleicht hat Goldstern ja recht? Aus dem Bau herauskommen wollte ich trotzdem nicht, ich hatte keine Lust, vor Goldstern herzukriechen. Nicht, wenn sie sich in Heilerangelegenheiten einmischte. Vielleicht muss sie das ja, wenn ich mich nicht cooperativ zeige? Ich wusste es nicht. Heiliger SternenClan, ich weiß nicht, woran ich Glauben soll! Warum vertraut ihr einem Streuner mehr als mir?

Goldstern drehte sich zu Reh um, schaute sie genau an und erzählte: "Wenn irgendetwas ist, komm zu mir. Wenn Spatzenfeder dich noch einmal verscheuchen will, komm zu mir. Wenn es eine andere Clankatze willl, weißt du ja, komm zu mir. Hast du verstanden?"
Goldstern war es mehr als ernst. Sie wollte nicht, dass der SternenClan dem FlussClan gegenüber Groll entwickelte, weil man nicht auf ihre Weisungen hörte und etwas anderes tat. Das war ihr sehr wichtig.
Kurz machte die gold-orangene Katze eine Pause, sprach dann aber leiser, damit nur Reh etwas hörte, weiter: "Okay. Dann geh zu Spatzenfeder und sprich mit ihr. Bald wird es noch offizieller werden, aber ich möchte auch, dass sich Spatzenfeder ein wenig an den Gedanken gewöhnt. Okay?"