FlussClan-Lager

»Das ist ein schöner Vorsatz, Lichtsturm.«, miaute Sturmlicht leicht in sich hinein grinsend, als ihre Schwester sich für den Vorwurf, der ihr zuvor gemacht wurde, entschuldigte; sich wohl zu rechtfertigen schien. Auch für Außenstehende war es an diesem Punkt, spätestens jetzt, wohl zu erkennen gewesen, dass sie mit einer leichten Prise Ironie in der Stimme ein Gespräch begonnen hatten - aber es war ja auch keiner anwesend, der sie hätte aufhalten können, selbst, wenn er etwas dagegen gehabt hätte. Sie leckte sich selber noch mal mit der Zunge über die Lippenpolster, dann fügte sie ein kurzes »Achja - auch dir 'n guten Morgen.«, hinzu.

Gut, dass sie ihren Vorsatz nicht gleich gebrochen hatte, musste Sturmlicht Lichtsturm eingesetehn, als diese höflich schluckte, bevor sie einen weiteren Teil zum morgendlichen Gedankenaustausch brachte. »Ja, er war nichts Besonderes.«, antwortete sie, zuckte jedoch nicht mit den Schultern, wonach ihr gerade etwas gewesen war, sondern ließ den Schweif mit seinen zackenartigen Bewegungen für sich sprechen. Doch er hatte sie gesättigt, auch wenn sie zuvor nicht gleich von den Rippen gefallen wäre. Eine Stärkung in der Früh war dennoch nötig, sonst würde sie später nur viel zu viel in sich hinein schlingen. »Aber ich will auch nicht fett werden.«

{ bei Lichtsturm }

Kein Riss, kein Schmerz in ihrer Seele und dem Herzen, sondern eine freudige Erinnerung überkam Sturmlicht, die sie für einen kurzen Moment auflächeln ließ. Disteltanz war eine starke und mutige Kätzin gewesen, und dass Lichtsturm nun meinte - ob nun ernst oder mit triefendem Sarkasmus spielte für sie momentan nur eine geringe Rolle -, sie wäre nach ihr gekommen, war nichts, was die beigefarbene Kätzin verärgerte. Das Einzige, worin sie sich auf jeden Fall nicht glichen, war, dass Sturmlicht um nichts auf der Welt Junge haben wollte - doch ihre Existenz bezeugte, dass das Muttertier es einst getan hatte. Und dass sie eine enge Bindung zu mindestens einer von beiden hatte aufbauen können, deutete nicht gerade darauf hin, dass sie ihre Aufgabe schlecht gemeistert hatte, wenn es sie doch bestimmt einen Teil ihres Lebens gekostet hatte.

Sie zuckte mit dem Ohr, als Lichtsturm auf ein anderes Thema zu sprechen kam - was sie heute tun würde. Oder, nein, was sie jetzt vorhatte; der Tag war lang genug, als nur eine einzelne Aktion auszuüben. Sturmlicht faulenzte nicht gerne im Lager herum und tat nichts, und wer das tat, sollte nicht erwarten, von ihr nach der üblichen Distanz mehr als Abscheu entgegen gebracht zu bekommen. Während sie noch über die Frage nachdachte, huschte ihr Blick durch das Lager des FlussClans, saß nicht mehr auf dem dunkelbraunem Tigerpelz ihres Gegenübers. Der Anführer und seine Weggefährten waren noch immer nicht los gegangen, auch wenn das das Nähste wäre, was sie wohl tun würden. Dass sie aber viel jagen würden - wäre ihr Ziel, eine Jagdrolle zu sein, und keine Patrouille -, bezweifelte Sturmlicht, wenn sie sich allein das weiße Puschel ansah, das soeben aus dem Schülerbau gehoppst kam. Sie sollten sich selber auf die Socken machen, wenn sie später noch zu Abend essen wollten, denn das Gesetz der Krieger besagte, dass man erst Nahrung zu sich nehmen durfte, wenn man den Clan versorgt hatte. - Das Morgenmahl zählte sie da nicht mit, denn ohne Stärkung konnte man nicht jagen, und würde demnach schneller, als man blinzelte, in der nächsten Ecke verrecken. »Lass' uns jagen gehen.«, miaute sie nach einer für sie gefühlten Ewigkeit, und sah wieder in die bernsteinfarbenen Augen, die mit ihrem eigenem Dunkelbraun perfekt harmonierten.

{ denkt an Disteltanz ;; beobachtet die anderen Katzen ;; antwortet Lichtsturm }

So war es beschlossen. Den Gedanken, dass sie sich beeilen sollten, bevor irgendein Dritter sich dazu schummelte und sich nicht abwürgen ließ, mitzukommen, empfand sie nicht wert, ausgesprochen zu werden, da sie noch so viel von ihrer Schwester hielt, dass dieser etwas ähnliches durch den Kopf gehen würde. Nein, Lichtsturm war wahrlich keine Kätzin, die  mit jedem gerne jagen ging, wenn es doch am Anfang erst gehießen hatte, es solle eine Ausflug zweier Schwestern werden. Sturmlicht stand schon auf, trottete aber noch nicht weiter, da sich soeben die Frage in ihr aufstellte, welches Territorium besucht werden sollte. Sie lebten nach der Reise schon eine Weile hier, aber dennoch hatte die beige Kätzin nicht alles gesehen, denn es hatte sich nie wirklich eine Situation geboten, auch die letzten Teile zu erkunden. Gerade war so eine, aber sie hatte mehr Lust auf Gewohntes, also ging sie gedanklich das durch, was ihr bekannt war.

Als erstes war da die Wassermühle, welche sie ziemlich toll empfunden hatte, als sie sie das erste Mal gesehen hatte. Auch, wenn es aus der Hand dieser Zweibeiner stammte, war das große Rad doch beeindruckend, auch wenn es sich nicht mehr drehte, aufgrund dessen, dass es zur Hälfte im Wasser versunken wäre. Viel Beute hatte sie dennoch dort noch nie gefunden; sie wusste nicht, wie es anderen diesbezüglich ergangen war.
Als nächstes die Hügelwiesen. Wären sie Schüler und hätten trainiert worden müssen, wäre das die Perfekte Idee, jedoch war es eben nicht so, und um die Vögel zu erwischen, die sich dort üblich herum trieben, war sie nicht scnell genug, und konnte auch nicht fliegen.
Die Sandbänke schrieb' sie gleich ab, da sie diese nicht mochte. Das flache Wasser und alles; es hatte sie damals gleich abgeschreckt.
Und zuletzt die Moosweiden - auch hier hätte sie bestimmt etwas gefunden, was auszusetzen wäre, doch da der Rest durchgefallen war, war es wohl ihre letzte Möglichkeit. Ohnehin, Lichtsturm hatte auch noch eine eigene Meinung - und die wollte sie wissen. »Wärst du mit den Moosweiden einverstanden?«

{ überlegt, welchen Ort sie besuchen könnten }

Mit der Zunge und den rhythmischen Bewegungen, welche sie damit erzeugen konnte, legte Sturmlicht sich den Pelz wieder glatt, nachdem eine leichte Brise die Ordnung zerstört hatte. Sie hasste es, wenn sie unordentlich rüber kam, daher konnte sie es auch nicht dulden, dass diese Naturgewalt nun meinte, sie zu zerstruppeln - am Ende sah sie noch aus wie Schwanenpfote, über die sie ja zuvor schon kurz nachgedacht hatte. Dass es auf den Moosweiden anders aussehen würde, bezweifelte sie, doch da war der Unterschied, dass außer Lichtsturm keiner sie sah.

Sturmlicht erkannte nicht eindeutig, ob Lichtsturm wirklich mit dem Vorschlag zufrieden war, oder nur genervt, doch da sie mündlich zugestimmt hatte, wäre es nicht ihre Schuld, wenn irgendwer sich später benachteiligt fühlen würde. So nahm sie die Beine in die Hand und trottete zum Lagerausgang, wobei sie an der kleinen Dreiergruppe vorbei kam. Höflich nickte sie Steinstern zu - er war ihr Anführer, er verdiente Respekt, und den hatte er auch, sogar von ihr. Nur, dass sie in nicht vergötterte, wie manch andere; er war noch immer auf gleicher Stufe, wurde aber vom SternenClan akzeptiert, und wenn sie es taten, musste Sturmlicht sich beugen, und sie tat es. Goldschimmer und Schwanenpfote grüßte sie nicht direkt, wenn diese sich aber auch angesprochen fühlen würden, täte sie es nicht bewusst leugnen, aber auch nicht zugeben. Langsam, und doch mit stolzem Gang, verschwand ihr beigefarbener Körper dann langsam nach für nach aus dem Lager, bis man nicht mal mehr die Schwanzspitze sichten konnte.

{ geht zu den Moosweiden }

Fast zeitgleich mit Steinstern kam die beigefarbene Kätzin wieder in ihrem trauten Heim an; nickte dem grauen Anführer zu, ehe sie sich zum Beutehaufen begab, wo sie ihre Beute - welche einen Fisch betrug - ablud. Wenn sie wieder von der Versammlung zurück kommen würde, war er sicher schon von den Mäulern junger Katzen zerfetzt. - und dass sie überhaupt die anderen Clans treffen dürfte, da war sie sich jetzt schon sicher. Das hatte nichts mit Übermut oder Auf-einem-hohen-Ross-sitzen zu tun, sondern einfach mit einer guten Vorahnungsgabe.

Während sie hier schon daran dachte, berief Steinstern eine Versammlung ein - bei der er sicher gerade die Katzen nennen würde, die mit kommen durften. Mit schnellem Schritt begab sie sich unter die Hochnase, blickte zu dem Kater auf, und lauschte gespannt seinen Worten. Tatsächlich war sie unter denen, die er erkoren hatte, ihn bei diesem besonderen Ereignis zu begleiten. Innerlich war sie auch schon gespannt darauf, wie die anderen Clans darauf reagieren würden, dass es nun eine neue Flussclanleitung gab. Aber Anführer vergingen, wie Jahreszeiten - manche schneller, manche langsamer. Borkenstern war ein guter Anführer gewesen, ja, das war er, aber Steinstern würde sein Amt mit genauso viel Gabe weiter führen, den FlussClan in eine neue Zukunft bringen.

{ geht zum Vulkankrater }

Die graue Kätzin lag noch in ihrem weichen Nest im Kriegerbau des FlussClans. Sie leckte sich im Liegen einige Moosfetzen aus dem Fell und erhob sich langsam. Gähnend tappte sie aus ihrem Nest und streckte sich. Bevor sie aus dem Kriegerbau schlüpfte sah sie sich nochmal um und atmete die verschiedenen Gerüche der Krieger ein. Sie blinzelte kurz, als sie auf der Lichtung des Lagers stand. Rußfeder sah in den Himmel und leckte sich über die Schnauze. Sie hörte Steinssterns Stimme, wie er die Katzen aufrief, die mit zur großen Versammlung sollten. Sie beobachtete die Katzen, die mit ihr im Lager bleiben würden und ihr Blick fiel auf die Katzen, die zur großen Versammlung gehen würden. Sie war gespannt, was sie berichten würden, wenn sie wiederkommen.

Die Kätzin sah zum Frischbeute und überlegte, ob sie sich eine Maus nehmen sollte, oder nicht. Zuvor hatte Dunkelfeder eine Wasserratte dort abgelegt. Rußfeder hörte ihren Bauch rumoren und sah wieder zu dem Frischbeutehaufen. Nach weiterem Überlegen trabte sie auf Dunkelfeder zu und begrüßte sie mit einem Nicken. Sie betrachtete den Frischbeutehaufen und nahm sich einen Fisch. Sie sah zu Dunkelfeder und trabte mit dem Fisch im Maul in Richtung Kriegerbau um ihn dort zu verzehren.