Heidewiesen

Die Heidewiesen nehmen einen Großteil des östlichen Territoriums in Anspruch. Sie sind mit allerlei Kräutern, besonders auch Heidekraut, überwachsen und bilden dadurch ein gutes Versteck für die Katzen, aber auch für allerlei Beute. Es kommt jedoch auch vor, dass hin und wieder ein Hund über die Wiesen streunt.

LG Scheckenstern

Ein weites Heideland erstreckte sich vor ihnen und erfüllt die nächtliche Luft. Als sich der erfahrene Krieger sich umsah, wunderte er sich, dass Schallherz nicht mitgekommen war, aber vielleicht kam Echosterns Bruder auch einfach noch nach.
Er lächelte Flüstersee zu. "Ich habe das kleine Volk schon in der Nase.", miaute er gutgelaunt und führte sie über einen seichten Hang weiter nach Osten. Obgleich der Boden mit Schnee bedeckt war, waren einige Nagetierlöcher zu finden und im trockenen Gestrüpp konnten sich die kleinen Tiere sicher gut verstecken. Windkralle war sich sicher, auch hier ausgezeichnete Jagdgründe gefunden zu haben. Er dankte schweigsam gerade dem SternenClan, als ein Piepsen ihn herum fahren ließ. Mit gespannten Muskeln aber trotzdem einem geradezu lässigen Hüpfer sprang er in die Büsche und fauchte in die Nacht hinein und als er wieder hervor kam lag eine abgemagerte, zerzauste Wühlmaus zwischen seinen weiß blitzenden Zähnen.
Er zwinkerte der Silbernen zu, warf etwas frostige Erde auf seine Beute und miaute:"Nun, sieht so aus, als wenn der alte Windkralle doch noch recht flink ist, ungeachtet der Schlaflosigkeit. Natürlich sind meine Jagdkünste nichts gegen die unserer mondschönen zweiten Anführerin. Ob sie mir wohl eine Kostprobe ihrer Künste zeigen will? "
Er lachte freundlich und senkte den länglichen Kopf spielerisch, zeigte aber mit seiner gewohnt unbeschwerten Art, dass seine Späße Flüstersee nicht ärgern sollten. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, war er sterbensmüde. Aber das tat nichts zur Sache, solange der Clan nicht zu essen hatte.

Der Geruch nach frischen Heidekraut strömte in meine feine Nase, als ich hinter Windkralle den Wald verließ und auf die offenen Wiesen zusteuerte. Das Heidekraut hier war nur wenig von Schnee bedeckt und bot gute Versteckmöglichkeiten, für Katzen sowie für Beute. Wind ließ den Duft Heidekrauts in meine Nase blasen, und ich öffnete mich dem Duft der Freiheit. Hier war ein guter Platz zu leben, ohne Zweifel. Auch vertraute ich auf die anderen WolkenClan Katzen, die das Lager bestimmt schon entdeckt hatten, wo wir leben würden. Windkralle verschwand zwischen den Büschen, und ich nahm mir die Zeit, um meine Augen zu schließen, die Düfte der Umgebung auf mich einströmen zu lassen, mich der völligen Ruhe zu verschreiben und Beute zu orten. Innerlich kam ich zur Ruhe, und bereits nach wenigen Sekunden der Stille hörte ich ein Eichhörnchen. Das Knabbern an einer Nuss verriet das kleine flauschige Wesen, und lautlos folgte ich dem Geräusch, bis ich es erblickte. Nichts ahnend kauerte es auf dem Boden, als ich von meiner enormen Sprungkraft Gebrauch machte und es mit einem schnellen Pfotenhieb erlegte. Zwar war mehr Fell als Fleisch dran, doch war es doch ein Triumph. Lächelnd legte ich das Tier ab, um Schnee darüber zu scharren. "Dann bin ich doch gespannt, wer in der zweiten Runde den Sieg davontragen wird, Windkralle. Oder bist du etwa erschöpft?" Neckisch zuckte ich mit den Ohren.

Windkralle musste lachen bei Flüstersees herausfordernden Worten, aber es war ein herzliches Lachen, dass tief aus seiner Brust zu kommen schien.
Liebevoll grinste er in die hübschen violetten Augen hinein, während er schnurrte:"Es käme mir nie in den Sinn, besser jagen zu können als du, Flüstersee."
Er lauschte einen Moment in den leichten, kühlen Nachtwind hinein und witterte nach Beute, bevor er sich wieder nach der grauen, kleinen Kätzin umsah. Es roch deutlich nach Kaninchen.
"Aber wenn du mich gern herausfordern willst, werde ich es nicht wagen, die Einladung auszuschlagen."
Damit sprang er auf die langen Beine und ging dem Nagergeruch nach. Leise aber scheinbar wie nebenbei schlenderte er durch das Gestrüpp und musterte die Umgebung.

Auch ich grinste bis über beide Ohren, als Windkralle zu lachen anfing, doch kriegte auch ich mich wieder ein und betrachtete den Kater. Der cremefarbene Pelz wurde nur von den dunklen Pfoten, Ohren und Schnauze unterbrochen, und die Augen des Kriegers schimmerten im Mondlicht in einem schönen Himmeleisblau. Ich zuckte mit dem Schweif, dann leckte ich mir über die Brust, um mich aus dem intensiven Blick zu befreien. „Schmücke dich nicht mit falscher Bescheidenheit.“ Zwinkerte ich, dann ahmte ich ihn nach und witterte auch den Duft nach Kaninchen, der mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Hunger meldete sich am Rande meines Bewusstseins, doch verdrängte ich ihn gekonnt. Windkralle erhob sich auf die schlanken, langen Beine, und ich folgte seinem Beispiel. Er verschwand zwischen den Büschen und Gräsern, und ich schlug einen ähnlichen Weg ein, denn ich hatte vor, das Kaninchen in seine Krallen zu treiben. Geführt von meiner Nase schlich ich lautlos weiter, bis ich das Tier schon erblickte. Es knabberte an einem Grashalm, der aus dem Schnee ragte. Ich hoffte, dass Windkralle schon bereit war, als ich auf das Kaninchen zu jagte und es in Windkralles Richtung trieb.

Schweigsam musterte er durch die kargen Sträucher die Graugetigerte, welche anscheinend eine ähnliche Richtung einschlug wie er. Ihr gestreifter Pelz lugte hinter dem Gebüsch der Heide hervor. Dann hob der helle Kater wieder den Kopf und witterte. Es war ein einzelnes Kaninchen, irgendwo genau zwischen Windkralle und der zweiten Anführerin - und plötzlich begann er zu grinsen.
Flüstersee war genial.
Er suchte sich hastig aber sorgfältig einen Platz, von dem aus er rasch hervorspringen konnte, der seinen Körper aber trotzdem vor vorzeitigen Blicken schützen würde und erharrte so, bis die graue Kätzin dem kleinen, duftenden Tierchen nachzujagen begann.
Ein Augenblick verstrich, in dem der erfahrene Krieger nur den Lärm des Geraschels vernahm und die Sträucher erzittern sah. Dann sprang das Kaninchen mit einem mächtigen Satz direkt auf ihn zu, erschrak, sodass das Weiße in seinen Augen vortrat und wollte halsüberkopf in eine andere Richtung fliehen.
Aber Windkralle war schneller. Mit einem kräftigen Sprung landete er auf dem schreckerfüllten Tier und grub die Krallen ins Fell, ehe er es mit einem Biss in seinen pelzigen Nacken tötete.
An den Ohren langziehend trug er die Beute zu der Wühlmaus und dem Eichhörnchen und vergrub auch dieses. Gtu, dass dieses Kninchen nicht ganz so abgemagert war, wie die anderen Tierchen, die sie bis jetzt erjagt hatten.
Er schnurrte Flüstersee durch die Sträucher hindurch zu: "Ein Guter Fang! Aber es wird noch nicht reichen für den Clan."
Scheinbar gutgelaunt schlenderte der langbeinige Kater zur hübschen Kätzin und erfreute sich daran, dass sie offensichtlich Spaß daran hatte, mit ihm in dieser Heide zu jagen.
"Falsche Bescheidenheit?", säuselte er mit einem gut gespielten Unschuldsblick. "Du hast mir doch gerade bewiesen, was für eine großartige Jägerin du bist, edle Flüstersee."

Ich jagte das Kaninchen in die Richtung, in der der helle Krieger mit den langen Beinen bereits wartete – hoffte ich. Ein Rascheln von Gräsern und ein leiser Laut, wie ein schneller Pfotenschlag verrieten mir, dass der Plan gelungen war. Windkralle hatte das Kaninchen erwischt. Zufrieden bahnte ich mir einen Weg zurück zum Beuteplatz. Erjagt hatten wir nun bereits ein Eichhörnchen, eine Wühlmaus und ein gut genährtes Kaninchen. Alles waren gute Beutetiere, doch zu wenige für den Clan. Ich zuckte amüsiert mit den Schnurrbarthaaren, als ich Windkralle entgegenkam. „Du hast recht, daher sollten wir uns auf die Pfoten machen, um erneut Beute zu erlegen. Wir werden dem kleinen Volk schon das fürchten lehren. Es ist es nicht gewohnt, gejagt zu werden.“ Triumphierend blickte ich auf unseren Fang. Der Kater schlenderte zu mir, und ich spielte die desinteressierte, als ich mir eine Pfote leckte. „Du hast es doch gefangen, Windkralle.“ Erwiderte ich und zuckte mit dem Schweif. „Und hör mit deinem Gesäusel auf, da werde ich ja noch ganz rot.“ Schelmisch grinsend erhob ich mich und verschwand in den Büschen. Im Schnee erkannten meine gut geschulten Augen die Fußabdrücke eines Vogels, und ich betete zum SternenClan, dass er nicht bereits weg war. Ich liebte Federvieh. Schon hatte ich mich lautlos angeschlichen, die Krähe erspäht. Ein großer Vogel, fett und wohl genährt, wahrscheinlich ein Räuber. Krähen waren selten auf dem Frischbeutehaufen, doch schlich ich mich weiter an und hoffte auf einen guten Fang. Mit einem großen Sprung setzte ich an, doch der Vogel witterte die Gefahr und versuchte wegzufliegen. Dazu kam er nicht, denn ich schlug ihm voller Wucht auf den Flügel, sodass ein Knacken verriet, dass er gebrochen war. Mit einem schnellen Biss tötete ich die Krähe nun, ehe ich schwer atmend auf die Beute starrte. Ich hatte es geschafft!

Windkralle schnippte nur halb entschuldigend mit einem Ohr, bevor die Silberkatze auch schon wieder im Gesträuch verschwunden war.
Also machte er sich ebenfalls wieder auf die Suche nach Beute, wobei er wieder ein Stück in Richtung Südost schlenderte.
Flüstersee hatte recht - die Beutetiere waren hier viel unachtsamer als er es von Zuhause gewohnt war. Wahrscheinlich hatten sie hier nicht so viele Fressfeinde fürchten müssen, denn auch die Clans beanspruchten dieses Gebiet nicht, was an sich eigentlich ein Wunder war.
Oder ebenfalls der Wille des SternenClans, der seit geraumer Zeit die Pfoten über sie hielt.
In recht kurzer Zeit hatte der langbeinige Kater drei Mäuse gefangen, von denen eine sogar recht dick war.
Er vergrub sie zunächst und wanderte noch etwas weiter über die hügelige Heide nach Osten, bis er einen eigentümlichen Geruch von Katze vernahm und sich umsah.
Der Geruch war noch fern. Wahrscheinlich war er in der Nähe einer Grenze, aber ob vom SchattenClan oder vom DonnerClan konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Er vermutete jedoch, dass es der DonnerClan mit seinem Waldbodengeruch war.
Daraufhin machte er kehrt, schritt an einer Brombeerböschung zu den Mäusen zurück, erjagte dabei mit etwas Mühe und seinen Grabkünsten einen Maulwurf und machte sich dann auf, um den Ausgangspunkt seines kleinen Rundganges zu finden.
Das Maul voll mit Mäusen und dem Maulwurf fand er schließlich den Geruch von der zweiten Anführerin zwischen den Sträuchern und dem Schnee und fand den Sand, in welchem das Kaninchen und die beiden anderen mageren Tierchen vergraben waren.
Während er seine Beute dazu legte, überlegte er, ob sie zweimal gehen mussten, um die ganze Beute weg zu schleppen - was ein großes Hindernis wäre, denn immerhin mussten sie die anderen des Clans wiederfinden.

Ich verschnaufte eine Weile, dann betrachtete ich den schwarzen Vogel genauer. Schnabel, Krallen, Federn, sogar die Knopfaugen - alles war von einem dunklen pechschwarz. Es war pures Glück gewesen, dass ich die Krähe im Dämmerlicht überhaupt erkannt hatte, doch hier war der Schnee sogar von Vorteil. Durch das helle, kalte Zeug hatte ich den Vogel erkennen und erjagen können. Ich schüttelte meinen Kopf, um eine kleine Daunenfeder von meiner Nase zu bekommen, dann leckte ich mir das silberne Brustfell und nahm den Vogel hoch, um ihn zu tragen. Das Wasser lief mir beim Geruch und dem feinen Geschmack im Mund zusammen, als meine Zähne sich ins Fleisch gruben, doch wenn ich Beute ergatterte, wenn der Clan erst einmal genug hatte, dann würde ich bestimmt nicht diese Krähe zu Essen bekommen. Ich drückte mein Kreuz durch, stellte den Schweif auf und machte mich auf den Rückweg. Nun waren meine Ohren doppelt auf die Geräusche der Wiesen gerichtet wie vorher, da meine Nase zur Zeit nicht viel mehr witterte als das saftige Fleisch der Krähe in meinem Maul. Wie durch ein Wunder erhaschte ich den Blick auf eine kleine Feldmaus, die zwischen Büschen umherwuselte. Sanft legte ich die Krähe ab, schlich mich an und tötete das Mäuschen. Wenigstens hatte ich nun zwei Beutetiere. In lockerem Trab brachte ich diese zu unserem kleinen Haufen und erblickte Windkralle, der auch einen guten Fang gehabt hatte. Ich legte die Krähe ab, dann die Maus. "Wir werden zwei Mal gehen müssen, befürchte ich." Ich schnippte mit dem Schweif. "Aber eine gute Jagd."

Windkralle schaute in die violett schimmernden Augen der eleganten, grauen Kätzin und dann auf den schwarzen, großen Vogel in ihrem Maul.
"Ein großartiger Fang! Mir scheint, du hast Augen wie ein Adler und Krallen wie ein Bär, Flüstersee."
Er zwinkerte und schnurrte gutmütig, dann stimmte er ihr zu und machte sich daran, die Beutetiere wieder auszugraben.
"Nun, ich fürchte auch. Und wir sollten Echostern von diesem Ort berichten. Ein wunderbarer Jagd- und Übungsplatz."
Er nahm so viel Frischbeute auf, wie er irgendwie schleppen konnte und schnippte schließlich mit dem Schweif. Sprechen konnte er so nicht mehr und auch sein Geruchssinn war durch den Duft der Beute stark eingeschränkt.
Besonders aufmerksam versuchte er, die Richtung ausfindig zu machen, von der sie gekommen waren und trottete dann in zügigem, aber behutsamem Tempo voran.

---> Echenhain

Ein leicht verschlagenes Lächeln spielte um meinen Mund, als Windkralle mich schon wieder in den höchsten Tönen anpries. Was wollte der Kater nur von mir? Ich konnte, beziehungsweise wollte es mir nicht zusammenreimen oder gar glauben. "Wenn ich Krallen wie ein Bär habe, dann ärgere mich nicht, Windkralle." Meinte ich gespielt drohend und schnippte mit dem Schweif. Dann nahm ich meine Krähe, sowie Feldmaus und Eichhörnchen auf, um dem langbeinigen Kater zügig zu folgen. Diese Ort hier würde ein beliebter Jagd - und Übungsplatz werden, da hatte Windkralle recht. Auch bestätigte dieser Ort den Glauben daran, dass es die Bestimmung des WolkenClans war, hier zu leben. Zwar in Gesellschaft der anderen Clans, aber war das nicht ein Preis, den man bereit war zu zahlen? Bald kamen die Eichen in Sicht, in die ich mich schon bei unserer Ankunft verliebt hatte.

---> Eichenhain.